Zugegeben, ich selbst verwende das Wort "solidarisch" kaum, sondern eher Worte wie "mitfühlend", "beistehend", "helfend" oder auch nur "daumendrückend". Zumindest verstehe ich, was mein Gegenüber meint, wenn er dieses Adjektiv in Sätzen wie "er verhielt sich solidarisch", "für ein solidarisches Miteinander" oder (deswegen "daumendrückend") "die Menschen in X solidarisieren sich mit den Menschen in Y."
Korrekterweise sollte es jedoch heißen: Zumindest verstand ich bisher, was mein Gegenüber meinte. Anscheinend ist die Bedeutung von Solidarität eine andere.
Ich ging bisher immer davon aus, dass Solidarität auch eine Aussage über die Motive der Handelnden macht; dass ein solidarisches Handeln immer auch ein freiwilliges Handeln darstellt. Ich wäre, um ein extremes Beispiel zu wählen, nie auf die Idee gekommen, zu behaupten, ein Sklave verhielte sich solidarisch gegenüber seinem Sklavenhalter, nur weil der erste ja etwas für den zweiten tut.
Auch dem auf der Straße Ausgeraubten würde ich nicht Solidarität mit den Kindern des Räubers unterstellen, nur weil ihr Essen diesmal mit seinem Geld gekauft wurde.
Der Leser mag das Verhalten des Räubers für vertretbar halten, da er damit ja den Hunger seiner Kinder stillt (Doch woher wissen wir, dass dafür nun die Kinder des Ausgeraubten nicht hungern müssen? Thema eines anderen Textes). Mir geht es in diesem Text nicht um die ethische Bewertung der Handlungen, sondern nur um deren Bezeichnung als "solidarisch", und wie der Leser nun inzwischen zur Genüge erfahren hat, war die Freiwilligkeit für mich bisher immer eine notwendige Komponente, neben der reinen Gabe und Tat.
Aus diesem Grund sind staatliche Zwangs-"Versicherungen" für mich nicht solidarisch, sind die dort Hineingezwungenen nicht solidarisch zueinander, ebensowenig wie von irgendeinem "Solidarprinzip" gesprochen werden kann.
Noch einmal: Man mag diese Zwangsinstitutionen für unbedingt notwendig halten. Man mag sie als das kleinere Übel zu anderen Alternativen ansehen – das ist nicht die Diskussion dieses Artikels. Aber sie haben nichts mit Solidarität zu tun.
Aber wie bereits erwähnt, habe ich mich bei diesem Punkt anscheinend geirrt. Auch unfreiwilliges Handeln ist also solidarisch. Ja sogar mehr noch: Nur noch unfreiwilliges Handeln ist solidarisch.
Jedenfalls kann ich mir nur so erklären, dass, wenn ich gegen Zwangsinstitutionen und für freiwillige Hilfe argumentiere, gegen anonyme und menschenverachtende bürokratische Prozesse und für Mitmenschlichkeit und Hilfe in kleinen überschaubaren Organisationen, dass mir dann vorgeworfen wird, ich würde die "Solidargemeinschaft" zerstören oder das "Solidaritätsprinzip" aufkündigen.
Man kann, wie oben bereits erwähnt, meine Ideen für unrealistisch halten oder für ineffizient. Man mag Zwang als ein bedauerliches aber für das zu erreichende Ziel unumgängliche Mittel halten. Aber glaubt man wirklich, dass das irgendetwas mit Solidarität zu tun hat?
Korrekterweise sollte es jedoch heißen: Zumindest verstand ich bisher, was mein Gegenüber meinte. Anscheinend ist die Bedeutung von Solidarität eine andere.
Ich ging bisher immer davon aus, dass Solidarität auch eine Aussage über die Motive der Handelnden macht; dass ein solidarisches Handeln immer auch ein freiwilliges Handeln darstellt. Ich wäre, um ein extremes Beispiel zu wählen, nie auf die Idee gekommen, zu behaupten, ein Sklave verhielte sich solidarisch gegenüber seinem Sklavenhalter, nur weil der erste ja etwas für den zweiten tut.
Auch dem auf der Straße Ausgeraubten würde ich nicht Solidarität mit den Kindern des Räubers unterstellen, nur weil ihr Essen diesmal mit seinem Geld gekauft wurde.
Der Leser mag das Verhalten des Räubers für vertretbar halten, da er damit ja den Hunger seiner Kinder stillt (Doch woher wissen wir, dass dafür nun die Kinder des Ausgeraubten nicht hungern müssen? Thema eines anderen Textes). Mir geht es in diesem Text nicht um die ethische Bewertung der Handlungen, sondern nur um deren Bezeichnung als "solidarisch", und wie der Leser nun inzwischen zur Genüge erfahren hat, war die Freiwilligkeit für mich bisher immer eine notwendige Komponente, neben der reinen Gabe und Tat.
Aus diesem Grund sind staatliche Zwangs-"Versicherungen" für mich nicht solidarisch, sind die dort Hineingezwungenen nicht solidarisch zueinander, ebensowenig wie von irgendeinem "Solidarprinzip" gesprochen werden kann.
Noch einmal: Man mag diese Zwangsinstitutionen für unbedingt notwendig halten. Man mag sie als das kleinere Übel zu anderen Alternativen ansehen – das ist nicht die Diskussion dieses Artikels. Aber sie haben nichts mit Solidarität zu tun.
Aber wie bereits erwähnt, habe ich mich bei diesem Punkt anscheinend geirrt. Auch unfreiwilliges Handeln ist also solidarisch. Ja sogar mehr noch: Nur noch unfreiwilliges Handeln ist solidarisch.
Jedenfalls kann ich mir nur so erklären, dass, wenn ich gegen Zwangsinstitutionen und für freiwillige Hilfe argumentiere, gegen anonyme und menschenverachtende bürokratische Prozesse und für Mitmenschlichkeit und Hilfe in kleinen überschaubaren Organisationen, dass mir dann vorgeworfen wird, ich würde die "Solidargemeinschaft" zerstören oder das "Solidaritätsprinzip" aufkündigen.
Man kann, wie oben bereits erwähnt, meine Ideen für unrealistisch halten oder für ineffizient. Man mag Zwang als ein bedauerliches aber für das zu erreichende Ziel unumgängliche Mittel halten. Aber glaubt man wirklich, dass das irgendetwas mit Solidarität zu tun hat?
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